Warum Macherinnen und Macher von morgen in die Politik gehen müssen.
Nie war es wichtiger, gut regiert zu werden.


Die Welt verändert sich rasant. Klima, Corona, Krieg: Politikerinnen und Politiker werden von einer Krise nach der anderen herausgefordert, gleichzeitig schwindet das Vertrauen in ihre Gestaltungskraft, ihre professionellen Fähigkeiten, ihre Integrität. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, glaubwürdige und kompetente Politikerinnen und Politiker zu haben. Selten war es so wichtig, gut regiert zu werden. Selten war es so wichtig, sich zu engagieren.

Das Projekt „Beruf: Politik“ soll der Entfremdung zwischen Politik, Bürgerinnen und Bürgern entgegenwirken. Ziel ist es, den Ursachen hierfür nachzugehen, das Vertrauen zwischen beiden Gruppen zu stärken und wieder mehr Menschen für die Übernahme von Verantwortung in Parlamenten und Parteien zu begeistern. Wir suchen Politikerinnen und Politiker von morgen – und wollen dabei gezielt diejenigen ansprechen, die noch prüfen, ob ein politisches Amt für sie passt oder wie sie es am besten gestalten.

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und die Hertie School Executive Education laden daher Menschen, die sich in Kommunen, den Bundesländern oder im Bund in der Politik engagieren wollen, nach Berlin oder Frankfurt am Main ein. Im Rahmen von Workshops bieten wir Ihnen die Möglichkeit, sich mit Expertinnen und Experten praxisorientiert mit den vielfältigen Herausforderungen der politischen Arbeit auseinanderzusetzen - ein Angebot für alle, die über einen Wechsel in die Politik nachdenken, an praktischen Tipps und am Kontakt zu Gleichgesinnten interessiert sind.

Demokratie stärken

Krise der Repräsentation

Die Krise der Demokratie ist auch eine Krise der Repräsentation. Einerseits ist es populär geworden, Politikerinnen und Politiker für unfähig zu halten, sie persönlich für die Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen verantwortlich zu machen. Was Politikerinnen und Politiker leisten, wird von Wählerinnen und Wählern immer seltener anerkannt. Die vielfältigen und widersprüchlichen Anforderungen, denen sie gegenüberstehen, werden häufig nicht reflektiert.

Andererseits spiegeln die Parlamente den gesellschaftlichen Wandel nicht ausreichend wider. Der Bundestag wird von Juristinnen und Juristen, Betriebswirtinnen und Betriebswirten, Politologinnen und Politologen sowie Pädagoginnen und Pädagogen dominiert. Zwar waren Parlamente nie ein genaues Abbild der Bevölkerung. Abgeordnete sind zudem nach Artikel 38 Grundgesetz „nur ihrem Gewissen unterworfen“ und nicht bestimmten gesellschaftlichen Gruppen gegenüber verantwortlich. Der Frauenanteil im Bundestag beträgt jedoch lediglich 35 Prozent, in der Kommunalpolitik liegt dieser noch deutlich darunter. Bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Migrantinnen und Migranten, Nichtakademikerinnen und Nichtakademiker, Mittelständlerinnen und Mittelständler oder Freiberuflerinnen und Freiberufler sind im Parlament stark unterrepräsentiert.

Es geht nicht nur um Macht

Die Krise der Demokratie ist auch eine Krise des parlamentarischen Engagements. Immer weniger Menschen sind bereit, für ein politisches Amt zu kandidieren. Vor allem in Städten und Gemeinden gibt es immer weniger überzeugende Persönlichkeiten, die sich überhaupt zur Wahl stellen. Integre politische Führung bleibt so zu oft auf der Strecke. Es fehlt an Sachverstand, Erfahrung und Einsatz. Die Idee, dem Gemeinwohl dienen zu wollen, fällt immer häufiger individuellen Interessen und punktuellem politischen Aktivismus zum Opfer. Zugleich haben immer mehr Bürgerinnen und Bürger das Gefühl, Politikerinnen und Politiker wollten vor allem Wahlen gewinnen und lediglich Macht erringen oder erhalten. Ideologien und Gefühle gewinnen gegenüber Fakten, Verhärtung gewinnt gegen ein Miteinander. Interessen stehen gegen Interessen, Glaubwürdigkeit gegen Misstrauen. Immer mehr Wählerinnen und Wähler fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten, sind frustriert und richten ihren Zorn gegen die politischen Repräsentantinnen und Repräsentanten selbst.

Parlamente brauchen das Engagement von vielen

Das Projekt Beruf: Politik der Hertie-Stiftung will dieser Entwicklung entgegentreten. Es geht darum, Menschen wieder für die Politik zu gewinnen und sie zu der Erkenntnis zu bringen, dass dieser Staat immer auch ihr Staat ist. Gesellschaftliche Vielfalt und die gesellschaftlichen Veränderungen schlagen sich im parlamentarischen Alltag nur dann nieder, wenn sie sich selbst engagieren. Eine Demokratie ohne das Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger bleibt unlebendig. Sie kann missbraucht werden. Deshalb ist es notwendig, dass insgesamt wieder mehr Menschen und mehr unterschiedliche Menschen bereit sind, sich von der Kommune bis zum Bund in Parlamenten für das Gemeinwesen einzusetzen. Es ist zudem wichtig, auch Menschen aus jenen gesellschaftlichen Gruppen mitnehmen, denen Veränderungsprozesse in der Gesellschaft zu schnell gehen.

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Zielsetzung

Im Rahmen des Programms wollen wir...

  • über die Rolle und das Berufsbild von Politikerinnen und Politikern in der Demokratie diskutieren, 
  • über die vielfältigen und widersprüchlichen Anforderungen an Politikerinnen und Politikern reflektieren,
  • uns mit dem Rekrutierungssystemen der Parteien und den Karrierewegen in die Politik auseinandersetzen,
  • Basiskompetenzen für die politische und parlamentarische Arbeit vermitteln, die Auseinandersetzung mit Ängsten und Vorbehalten unterstützen,
  • insbesondere junge Menschen für politisches Engagement begeistern, 
  • Menschen aus in der Politik unterrepräsentierten gesellschaftlichen Gruppen sowie Fachleute aus politikfernen Berufen zum Wechsel in die Politik motivieren, 
  • politische Talente entdecken, fördern und vernetzen,
  • die Bereitschaft zu politischer Führung unterstützen.
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Aktueller Workshop

  • Workshop 6: U30 und Politik richtet sich an junge Menschen (18-29 Jahre), die ihren Weg in die Politik finden wollen und findet vom 23. bis 25. Mai 2024 in Berlin statt.

U35 und Politik

Vorherige Workshops:

  • Workshop 1: Kommunalpolitik fand vom 27. - 29. Oktober 2022 statt und war für diejenigen gedacht, die langfristig auf kommunaler Ebene hauptberuflich tätig sein wollen.

Kommunalpolitik

  • Workshop 2: Wissenschaft und Politik beschäftigte sich in der Zeit vom 24. - 26. November 2022 mit Optionen für Forschende und andere Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft in der politischen Arena.

Wissenschaft

  • Workshop 3: Alleinerziehende und Politik fand vom 09. - 10. März 2023 statt und Ziel war es, dieser spezifischen Zielgruppe Wege in die Politik zu erleichtern.

Alleinerziehende

  • Workshop 4: Migrationshintergrund und Politik fand vom 05. - 07. Oktober 2023 in Berlin statt und adressierte Personen mit Migrationshintergrund bzw. Eingewanderten und ihren (direkten) Nachkommen, um ihnen den Weg in die Politik zu erleichtern.

Migrationshintergrund

Workshop 5: Kommunalpolitik in Ostdeutschland fand vom 07. - 09. Dezember 2023 in Frankfurt am Main statt und richtete sich an diejenigen, die langfristig in die ostdeutsche Kommunalpolitik einsteigen möchten.

Kommunalpolitik Ost

Am Programm sind unter anderem beteiligt

  • Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin Gemeinnützige Hertie-Stiftung

  • Laura Neugebauer, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses

  • Prof. Marina Henke, PhD Professorin International Relations und Direktorin, Centre for International Security

  • Philip Husemann, Co-Geschäftsführer von JoinPolitics

  • Prof. Helmut K. Anheier, Senior Professor für Soziologie, ehem. Präsident

  • Prof. Dr. Andrea Römmele, Dekanin von Executive Education und Professorin für Kommunikation in Politik und Zivilgesellschaft